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Südaustralien

Bethany, erste deutsche Siedlung im Barossa-Tal

Im Jahre 1842 ließen sich siebenundzwanzig Familien in der Nähe des Tanunda Bachs nieder, und für das Dorf benutzten sie den biblischen Namen Bethanien, der einen fruchtbaren Ort bezeichnete. Sie waren ein Teil der zweiten Auswanderung von sogenannten Alt-Lutheranern, die aus religiösen Gründen nach Südaustralien kamen. 1841 waren sie mit ihrem Pastor, Gotthard Daniel Fritzsche, auf der Skjold angekommen und zogen zu anderen Lutheranern, die spät im Jahre 1838 und 1839 mit Pastor Kavel gekommen waren. Zunächst wohnten sie in den schon bestehenden deutschen Dörfern von Klemzig und Hahndorf. Die Leute, die zuerst nach Hahndorf zogen, gründeten später Lobethal, und die Leute, die zuerst in Klemzig wohnten, zeigten Interesse für das Barossa-Tal.

Image: Aquarell
„Bethany. A village of German settlers.“
George French Angas, 1844-45, Art Gallery of South Australia

Image: Landkarte Der deutsche Mineraloge Johannes Menge, der für die South Australian Company arbeitete (und der eine wichtige Rolle bei der Entdeckung der Mineralien-Resourcen der Kolonie spielte) benannte das Barossa-Gebiet zuerst Neu-Schlesien, und erzählte Pastor Kavel davon. (Der Name „Barossa“, den der Landesvermesser Colonel Light dem Gebiet gab, setzte sich durch.) Am 30. Juni 1839 unterzeichneten die drei deutschen Gemeinden von Klemzig, Glen Osmond und Hahndorf einen Vertrag zum Kauf von 842 Hektar Land im Barossa-Tal. (Links: Detail einer deutschen Karte Südaustraliens von 1849)

Hufendorf: Bethanien war das erste Dorf im Barossa-Tal und wurde nach typischer schlesischer Art organisert; die Bauernhäuser standen nebeneinander die Hauptstraße entlang. Jede Familie hatte ihren eigenen langen schmalen Ackerstreifen, der von der Hauptstraße vor dem Bauernhaus bis zum gemeinschaftlichen Weideland am Bach reichte. Unterschiedliches wurde von der Familie auf ihrem schmalen Stück Land angebaut (Getreide, Wein, Gemüse, Obst). Ihr Ackerstreifen endete am Gemeindeland, wo die Weidetiere von allen Dorfbewohnern grasen konnten. Diese Art Ansiedlung nennt man ein Hufendorf. Es garantierte Zugang sowohl zum Flusswasser als auch zur Hauptstraße. Die Hoffnung war auch, dass die langen, schmalen Ackerstreifen garantierten, dass alle Dorfbewohner den gleichen Anteil von sowohl fruchtbarem als auch nicht so gutem Land hatten (die Streifen waren oft bis zu einem Kilometer lang). Lobethal in den Adelaide Hills wurde auch im Hufendorf-Stil angelegt.

Image: Hufendorf
Hufendorf
(aus: David Schubert, „Kavel's People“, 1997, mit Genehmigung des Autors)

Wie bei anderen deutschen Ansiedlungen, war auch in Bethanien die Kombination Kirche/Schule wichtig. Eine Schule wurde 1842 von Pastor Fritzsche in Bethanien eingerichtet, und der dritte Lehrer dort war Friedrich Topp, der am 15. Oktober auf der Taglione in Adelaide angekommen war. Topp begann 1843/44 seine Lehrerarbeit in der Bethanien-Schule. Seine Karriere als Lehrer erstreckte sich über 45 Jahre, und er unterrichtete noch in seinem 80. Lebensjahr. Er arbeitete als Kirchendiener und Organist der Kirche in Bethanien und schrieb Versammlungsprotokolle in schöner Handschrift. Er machte viele Hausbesuche bei kranken Leuten, und er war als fleißiger Förderer des Glaubens bekannt. Die Kinder wurden in der Schule in zwei Gruppen unterrichtet: die älteren Kinder morgens und die jüngeren nachmittags. Außer den üblichen Schulfächern hat man auch Bibelgeschichten und Kirchenlieder unterrichtet.

Foto: F Topp
Friedrich Topp
(Foto © D. Nutting) Grabstein
Grabstein im Pionier-Friedhof Bethanys

Charles Otto aus Bethany schrieb wahrscheinlich in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts ein Scherzgedicht in deutscher Sprache über Bethany. Hier zwei seiner neun Strophen:

Loblied von Bethanien

Nach Bethanien, nach Bethanien
will ich meinen Weg hinbahnien,
wo gefall'ne Hütten stehn,
alle Kinder barfuss gehn,
Kuh- und Schweinstall schrecklich stinken,
Leute in den Mud versinken:
wo es düster rings umher,
dahin sehnt mein Herz sich sehr.

In Bethanien, in Bethanien,
wo die Kinder, die rotwangigen,
eilends hin zur Schule laufen,
unterwegs sich tüchtig raufen,
wo Herr Topp den Prügel schwingt,
dass es durch die Hose dringt:
Klagetöne werden laut,
wenn er gerbt die blöße Haut.

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German Australia © D. Nutting 2001